Reisebericht: Schönheide, vom 07.12. - 10.12.2017

Mit dem Reisedienst ins Erzgebirge

Vom 07. – 10. Dezember fuhren 12 Fahrtenfreundinnen- und Freunde nach Schönheide (Erzgebirge).

Schönheide ist eine Gemeinde im sächsischen Erzgebirgskreis und liegt im Westerzgebirge. Sie ist die am weitesten westlich gelegene Gemeinde des Erzgebirges und war bis ins ausgehende 20. Jahrhundert stark von Industrie geprägt. Heute findet sich eine Mischung von gewerblichen Arbeitsplätzen und solchen im Dienstleistungsbereich. Auch die Modellbahnfreunde bekannte Firma Busch produziert dort.

Der Ort hat ca. 4.500 Einwohner.

Bis 1975 erreichte die Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld über den Haltepunkt Schönheide Nord (früher Neuheide), Bahnhof Schönheide Mitte (früher Schönheide) und Haltepunkt Schönheide West (früher Oberschönheide) den Bahnhof Schönheide Süd (früher Wilzschhaus). Dort traf die 750-Millimeter-Schmalspurbahn auf die Bahnstrecke Chemnitz–Adorf, die auch in Schönheide Ost (früher Schönheiderhammer) einen Bahnhof hatte.

Im Schwerpunkt galt unser Besuch dem Verein Museumsbahn Schönheide e.V. Die folgenden Zeilen, wurden der Selbstdarstellung des Vereins entnommen.

„Nach der Wende entstand 1990 die Idee, Teile der Schmalspurbahn als Museumsbahn wieder aufzubauen. Dazu wurde 1991 der Museumsbahn Verein Schönheide/Carlsfeld. mit Sitz in Schönheide gegründet. Geplant war zunächst das Streckenstück zwischen Schönheide Mitte und Neuheide wieder herzurichten. Begünstigt wurde dies durch den noch vorhandenen Lokschuppen in Schönheide, der umfassend saniert wurde, und die nahezu unbebaute Trasse bis Stützengrün.

Am 19. Juni 1992 konnten zwei Dampflokomotiven der Baureihe 99.51–60 von der Deutschen Reichsbahn beschafft werden. Auch eine Diesellok vom Typ V 10 C der Papierfabrik Wilischthal wurde gekauft. Verschiedene Wagen, sowohl Personen- als auch Güterwagen, wurden in den darauf folgenden Jahren entweder von der Deutschen Reichsbahn oder Privatpersonen erworben.

Bis zum Dezember 1992 war bereits die Strecke bis Neuheide mit gebrauchtem Oberbaumaterial fertig gestellt, damit stand einer Neueröffnung im August 1993 nichts mehr im Wege. Bis die erste Dampflok wieder auf der Strecke fahren konnte, verging dennoch noch etwas Zeit. Erst im Sommer 1994 wurde die Wiederaufarbeitung der einen IV K fertig gestellt, dass am 21. Juli 1994 erstmals seit 1979 wieder eine Dampflok auf der Strecke aus eigener Kraft fuhr.

Später erfolgten noch zwei Eröffnungen weiterer wiederaufgebauter Abschnitte, am 5. Dezember 1997  von Neuheide bis zur Bürstenfabrik Stützengrün und am 16. November 2001 bis zum Haltepunkt Stützengrün-Neulehn. Auch wurde 2001 der Name des Vereins in Museumsbahn Schönheide e. V. geändert, da das ursprüngliche Ziel des Wiederaufbaus der Strecke bis Carlsfeld bereits ab 1998 nicht weiter verfolgt wurde“.

In Schönheide ist ein weiterer Verein tätig. Der Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen nahm 2007/8 auf dem Teilstück Schönheide Süd – Hammerbrücke, der in den 1990er Jahren in diesem Bereich stillgelegten Bahnstrecke Chemnitz–Adorf mit dem Wernesgrüner Schienen-Express einen Touristenbahnbetrieb auf und führt im Rahmen von Veranstaltungen Sonderfahrten durch. Er strebt auch die Widernutzung des Teilstücks Schönheide Ost – Schönheide Süd an.

Da dieser Verein zurzeit nur über offene Fahrzeuge verfügt, stimmte die Gruppe gegen eine Fahrt durch die winterliche Landschaft.

Die Anfahrt mit der Deutschen Bahn endete zunächst in Uelzen, weil die Strecke aufgrund eines Personenunfalls (Suizid) gesperrt wurde.

Man bot uns an, im IC zu warten, bis die Strecke frei gegeben wird oder einen ICE zu nutzen, der in Unterlüß wendete und über Rotenburg seine Fahrt fortsetzen sollte.

Wir überlegten  eine eigene Idee umzusetzen, nämlich mit der RB nach Magdeburg zu fahren und dort in einen IC nach Leipzig einzusteigen.

Interessant wäre es herauszufinden, warum die Transportleitung den in Uelzen gestrandeten IC nicht über Stendal umleitete, um von dort nach Hannover usw. zu fahren?

Wir erreichten Magdeburg eine Stunde später als geplant. Eine megafreundliche Zugchefin erlaubte uns die Fahrt in der 1. Klasse eines IC 2. Diese ist deutlich komfortabler, als die „Holzklasse“. Dort gibt es nämlich die Aufteilung der Sitze „2 zu 1“, was sich positiv auswirkt.

Leipzig und Aue wurden pünktlich erreicht. Das Fiasko lies aber nicht lange auf sich warten. Der letzte Bus, der von Aue nach Schönheide um 18:15 Uhr abfährt, wurde natürlich nicht erreicht. Der Lokführer, Zugbegleiter gibt es nur theoretisch, der den Triebwagen ab Zwickau fuhr, versuchte den Bus warten zu lassen. Vergeblich!

Wer sich mit dem ÖPNV im Erzgebirge beschäftigt, stellt fest, dass die Autolobby und die Entvölkerung, fehlende Arbeitsplätze, den Fahrplan bestimmen.

Wir mussten mit zwei Taxen weiterfahren und natürlich diese bezahlen. Es wird spannend, wie die Deutsche Bahn (Fahrgastrechte) bei der Erstattung entscheiden wird.

Wegen der Entscheidung den offenen Schienenexpress nicht zu nutzen, hatte ich ein Ersatzprogramm entwickelt.

Mit zwei Taxen fuhren am Freitag wir nach Morgenröthe-Rautenkranz. Dort unterhält der Verein „Deutsche Raumfahrtausstellung Morgenröthe-Rautenkranz e .V.“ eine besuchenswerte Ausstellung. In dem Ort lebt der erste deutsche Kosmonaut, Dr. Siegmund Jähn.

Auch den Bahnhof von Morgenröthe-Rautenkranz sahen wir. Dort stoppt der „Wernesgrüner Schienenexpress“.

Ebenfalls per Taxi, mit einem öffentlichen Bus unmöglich,  fuhren wir nach Schwarzenberg. Das dortige Eisenbahnmuseum war nicht in der Lage uns einen Besichtigungstermin zu ermöglichen (Personalmangel).

In Schwarzenberg besuchten wir den sehenswerten Weihnachtsmarkt und das Schloss. Im Vergleich zu Lüneburg, ist der Weihnachtsmarkt wenig kommerziell orientiert.

Am Samstagvormittag nutzen wir das Angebot der Museumsbahn, die sog. Nikolausfahrten anbot.

Die Lok 99516, kürzlich hauptuntersucht in Marienberg, ist die älteste noch existierende Lok dieser Gattung (seit 1892 in Betrieb) und war die Zuglok.

Wir kauften eine Tageskarte für 15,00 Euro, um theoretisch alle Zugfahrten nutzen zu können.

Die wiederaufgebaute Strecke ist zwar nur 4 km lang, aber landschaftlich  sehr schön. Der Schnee,  verstärkt gefallen als wir in Schönheide eintrafen, tat seit übriges, um Freude an der Fahrt zu haben. Zeitweise schien sogar die Sonne, so wie es vertraglich mit Petrus bei FdE Exkursionen geregelt ist.

Die Zugfahrt endet zunächst im Bahnhof Stützengrün, der von einer großen Bürstenfabrik, als Motiv gut geeignet, überragt wird.

Die Lok läuft hier um, was nicht ohne Probleme vonstatten ging. Leidet doch die DB, wenn ein wenig Schnee fällt, und so ist es auch bei der Museumsbahn der Fall. Eine Weiche musste massiv bearbeitet werden, um sich verstellen zu lassen.

Von Stützengrün wird dann bis Stützengrün-Neulehn geschoben. In Stützengrün-Neulehn gibt es nichts allerdings nicht zu sehen, was die Anfahrt rechtfertigt.

Nach Weiterbau der Strecke, ist geplant und möglich, wird der Haltepunkt nur ein Zwischenstopp sein.

Der dichte Fahrplan machte es möglich, sich an die Strecke zu stellen, um den Zug in der reizvollen Landschaft fotografieren zu können.

Nach mehrfacher Fahrt verließen wir die interessante Museumsbahn. Dem Verein ist eine glückliche Zukunft zu wünschen. Eine Überarbeitung zumindest des Konzepts der Nikolausfahrten ist jedoch zu empfehlen. Mir ist es rätselhaft, warum trotz der wunderschönen Strecke der Nikolaus nicht aus dem Wald kommt, sondern mehr oder weniger unauffällig im Zug mitfährt.

Zuvor war noch ein Blick in den Lokschuppen möglich. Dort standen die Loks 99 582, 99 585 und die Diesellok 199 051 abgestellt. Hinter dem Lokschuppen befindet sich in einem Personenwagen eine kleine Sammlung, die aber sehr lieblos zusammengestellt wirkt. 

Nach einer verlängerten Mittagspause, bestiegen wir wieder unsere Taxen, um nach Schneeberg zu fahren.

In Schneeberg wartete auf uns eine sehr besuchenswerte Veranstaltung, die unter dem Begriff „Lichterlfest“ vermarktet wird. Diese Veranstaltung ist wohl die größte, die im Erzgebirge während der Vorweihnachtszeit stattfindet. Ein Hotelzimmer in der Umgebung zu finden, ist dann schwierig. Die FdE Fahrt wurde deswegen schon im Frühjahr geplant.

Wir erlebten z.B. den Einmarsch von Bergleuten und eine authentische Musikdarbietung einer Kapelle, eines Traditionsvereins, der sich der Geschichte des Bergbaus widmet.

Am Sonntag, 10.12., begannen wir die Rückfahrt mit einem Linienbus, der uns nach Auerbach brachte, wo der Umstieg in einen überfüllten Triebwagen der Vogtlandbahn erfolgte. Wenn unsere Gruppe nicht den Bus genutzt hätte, wäre der Fahrer mit einer mitteilungsfreudigen Passagierin alleine durch die Landschaft gefahren.

Bis Hannover konnten wir uns entspannt in die Sitze der S-Bahn Leipzig und des IC 2 fallen lassen.

Inn Hannover zeigte die DB einmal mehr, was sie alles nicht kann. Ausgefallene oder verspätete Züge erfreuten hunderte von gestrandeten Fahrgästen.

Unser IC nach Hamburg wurde mit einer harmlosen Verspätung von +6 angezeigt. Abfahrt vom Gleis 4? Insider wissen, dass eigentlich nach Hamburg immer von 7 oder 8 abgefahren wird.

Folgsam gingen wir zum Gleis  4. Nach kurzer Zeit wurde der Zug auf Gleis 3 verlegt, was harmlos ist (gleicher Bahnsteig). Dumm war nur, dass Zug irgendwann von der Zugzielanzeige verschwand. Eine Ansage gab es auch nicht!

Ein junger Mann, kein DB Mitarbeiter, mit gehetzten Blick, rannte über den Bahnsteig und rief, dass der Zug nach Gleis 8 verlegt worden sein. Wir marschierten dorthin. Wer Basiskenntnisse in Mathematik hat, weiß, dass auf dem Weg zum Gleis 8 die Gleise 5/6 liegen, also eine längere Distanz zu überbrücken ist.

Am Gleis 8 angekommen, wurden wir von einer Gruppe von Frauen empfangen, die die DB verfluchten, weil der IC bereits abgefahren war. Dem Dank für diese Meisterleistung möchte ich mich durchaus anschließen!

Aus welchen Gründen auch immer, hatten 3 Gruppenmitglieder den IC erreicht, der mit handgemalten Wagennummern beschildert war. Die Nummer 7, wo sich unsere reservierten Plätze, befanden, gab es dreimal! Die Herren hatten aber nur ihre Teilnehmerkarte. Eine Kontrolle fand aber nicht statt, so dass sogar die 1. Wagenklasse benutzbar war. Ein kleiner Ausgleich für das von der DB angerichtete Chaos.

Hin- und Rückfahrt sind also Fälle für die Firma, die für die DB die Fahrgastrechte abwickelt.

Insgesamt eine sehr schöne Studienfahrt, die zur Wiederholung entweder im Winter oder während der wärmeren Jahreszeit einlädt. Dann könnte nämlich auch der „Schienenexpress“ genutzt werden.

Alle Fotos: Leo Demuth

 

 


Bahnhof Morgenröthe-Rautenkranz

Nikolauszug im Bahnhof Schönheide

Wiederaufgebaute Strecke

Winterdienst im Bahnhof Stützengrün

Ausfahrt aus dem Bahnhof Stützengrün

Volldampf auf Steilrampe

Frierende TeilnehmerInnen

99582 in der Halle

Deutsche Raumfahrtsammlung in Morgenröthe-Rautenkranz

Nikolaus vor Dienstbeginn