Reisebericht: Besichtigung des "Bahnhofs-Bunkers" HH Hbf am 31.10.2016

Als Verantwortlicher für die FdE Exkursionen muss ich natürlich behaupten, das alle Exkursionen einzigartig sind und ein Unikat darstellen!

Eine Steigerung stellt aber die Exkursionen vom 31.10.2016 dar, weil sie nämlich erstmals zwei Komponenten umfasste, die aus unterschiedlichen Elementen bestand, die zumindest auf den ersten Blick nichts mit dem Thema Eisenbahn zu tun haben.

Zunächst ist festzuhalten, dass die 15 zur Verfügung stehenden Plätze sehr schnell vergeben waren und etwa der doppelte Bedarf bestand. Die längste An- und Abreise hatte ein Kollege aus Berlin!

Wie angedeutet bestand das Angebot aus zwei Teilen, nämlich der Besichtigung des „Bahnhofsbunkers“ und des Hamburger Hauptbahnhofs.

Die dreistöckige, heute im Volksmund oft als "Atombunker" bezeichnete, unterirdische Anlage wurde 1941-1944 als Luftschutzbunker erbaut, für durchreisende Bahnkunden. Der Bunker ist beinahe doppelt so groß wie der nahe gelegene Tiefbunker unter dem Hachmannplatz und sollte hinter seinen bis zu 3,75m starken Betonwänden damals 2.460 Menschen Schutz vor Luftangriffen bieten. Im Kalten Krieg, ab 1963, wurde er wieder als Bunker hergerichtet und ABC sicher umgebaut.

Die unterste Etage befindet sich 11,80 m unter Null.

Der Bunker gehört noch immer der Freien und Hansestadt Hamburg. Allerdings betreut ihn der Verein „Hamburger Unterwelten e.V.“ Dieser Verein verwaltet verschiedene Schutzräume und Bunker in Hamburg, die auch besichtigt werden können. Die Besichtigungen sind kostenpflichtig.

Unsere Gruppe traf sich am Eingang zum südlichen Bunkerteil, der sich in der Straße Steintorwall befindet. Man führte uns in einen Raum, der für einführende Vorträge genutzt wird. Frau Latussek zeigte eine Präsentation, in der u. a. die in Hamburg benutzten Bunker / Schutzräume dargestellt wurden. Dazu gehören auch Gebäude, die aufwändig zu teuren Eigentumswohnungen umgewandelt wurden. Beim Kinderkrankenhaus Altona kann man ein solches Objekt bewundern. 6.000 Euro pro Quadratmeter sind dort zu bezahlen.

Im Gespräch wurde sehr deutlich, welcher Irrweg ein Schutzprogramm in Zeiten von Atomwaffen darstellt. Selbst wenn man in einem Bunker zunächst einen Angriff überlebt hätte, so müsste man dann doch irgendwann wieder an die Oberfläche gehen. Was die Personen erwartet hätte, mag man sich nicht ausmalen!

Die von uns besuchte Anlage wurde 1941 / 42 gebaut erbaut und gehört zum sog. „Führerbauprogramm“. In Hamburg hat es ca. 1.000 Bunker / Schutzräume gegeben.

Dabei sind die noch in Hamburg vorhandenen 9 Rundbunker der Bauart „Zombeck“ besonders auffällig. In diesen Bunkern gibt es keine Treppen, sondern nur Spindeln, um den Druck auszugleichen.

Während des Rundgangs sahen wir etliche Räume, die teilweise mit der ursprünglichen Ausstattung gezeigt werden. Als Mann hatte man auch die ‚Gelegenheit ohne Schwierigkeiten eine Damentoilette zu besichtigen. In dieser gab es auch warmes Wasser, was in der Herren Toilette nicht verfügbar war.

Wir sahen auch die Türen, die in den Tunnel unter dem Südsteg des Hamburger Hauptbahnhofs führen. Später sahen wir diese Doppeltüren auch von der anderen Seite. Wer kann wohl von sich behaupten auf beiden Seiten der Türen gestanden zu haben?

Ab 1948 wurde der Bunker als Hotel und Restaurant genutzt.


Auf der zum Bunker führenden Treppe wurde dann noch das obligatorische Gruppenfoto geschossen.

Nach einer Mittagspause trafen wir uns mit den beiden Herren vom Bahnhofsmanagement, die uns den Hamburger Hauptbahnhof zeigen wollten.


Nach Berlin und Leipzig sollte der Hamburger Hauptbahnhof erkundet werden.

Der Hamburger Hauptbahnhof ist der wichtigste Eisenbahnknoten von Hamburg und ist mit 480.000, teils mit bis zu 500.000 Reisenden täglich, der meistfrequentierte Fernbahnhof der Deutschen Bahn. Er beherbergt zusätzlich zwei U-Bahnhöfe (Hauptbahnhof Nord bzw. Süd) der Hamburger Hochbahn und ist Station der S-Bahn.


Die Station gehört zu den 21 Bahnhöfen der höchsten Bahnhofskategorie 1 von DB Station & Service. Gemessen an den täglichen Verkehrszahlen im Personenfern- und Regionalverkehr auf zwölf Bahnsteiggleisen ist er nach Angabe von Bahnchef Rüdiger Grube der größte „Flaschenhals“ im Netz der Deutschen Bahn.

Der Durchgangsbahnhof wurde ab 1904 als Ersatz für die früheren verstreut liegenden Kopfbahnhöfe verschiedener Bahngesellschaften erbaut und am 6. Dezember 1906 in Betrieb genommen.


Zunächst wurden wir in den Arbeitsbereich der örtlichen Zugabfertigung eingewiesen. Insider wissen, dass es nur noch wenige Bahnhöfe in Deutschland gibt, bei denen Züge durch „ö.A“. abgefertigt werden. Als interessante Information erfuhren wir, dass z.B. die Metronom Eisenbahngesellschaft ihre Züge selber abfertigt. Man will so Kosten einsparen. Der Lokführer nimmt gleichzeitig die Funktion des Zugführers war.

Wir konnten auch hinter die Kulissen der Gepäckaufbewahrung schauen. Besonders beeindruckend sind dort sicherlich die Geschichten, die sich von Unregelmäßigkeiten handeln. Die Bandbreite bewegt sich zwischen Leichenteilen und hohen Geldbeträgen, die sich in Schließfächern fanden.


Interessant ist auch die Sammlung von nicht abgeholten Gegenständen. Darunter befindet sich ein Rollstuhl. Die Frage ist erlaubt, wie der Eigentümer wohl den Bahnhof ohne Hilfsmittel verlassen hat?

In der Nordhalle zeigte man eine Fuge, die eine Art Grenze darstellt. Bislang ist sie wohl niemanden aufgefallen. Im Westteil des Bahnhofs darf die Firma Stroer Werbeflächen vermarkten, was mit einer „Goldmine“ vergleichbar ist. Die DB selber darf dies nur auf der kleineren Fläche im Ostteil des Bahnhofs tun.


Ein Höhepunkt der Besichtigung war zweifellos die Besteigung einer der beiden Türme, die zum Bahnhof gehören. Sie sind 45 m hoch. Von dort oben gibt es phantastische Fotomöglichkeiten auf den Heidi-Kabel-Platz, das Schauspielhaus und die Nordeinfahrt des Hauptbahnhofs. Ein Privileg für unsere Gruppe!

Im Anschluss führte man uns in die 3-S-Zentrale. Diese ist nur durch eine Sicherheitsschleuse zu betreten und zu verlassen. Fotos waren dort verständlicherweise nicht erwünscht.


Diese Zentrale ist 24 Std. besetzt. Alle Winkel des Hauptbahnhofs lassen sich per Kamera überwachen. Dies gilt auch für alle Hamburger S-Bahn Stationen. Von der Zentrale aus werden alle Einsätze gesteuert, die der Sicherheit und Sauberkeit des Bahnhofs dienen. Man arbeitet sehr intensiv mit der Bundespolizei zusammen, die im Hauptbahnhof eine Wache unterhält.

Unser Weg zum Steintorwall führte um den Hauptbahnhof herum. Diesen Weg bin ich, der immerhin in Hamburg aufwuchs, noch niemals gegangen. Auf den ersten Blick meint man, dass man dort Dealern zu begegnen, die ihr tun in getarntem Umfeld praktizieren. Wenn man genauer hinsieht, stellt man fest, dass dort die Mitarbeiterinnen, der im Bahnhof befindlichen Geschäfte, die rückwärtigen Türen nutzen, um dort zu rauchen. Offenbar gibt es dort ein starkes Verlangen nach Nikotin, denn in fast allen Türen standen Personen.


Unser Weg führte uns zur Westseite des Hauptbahnhofs. Dort ist auch die 24 Std. geöffnete Bahnhofsmission vorhanden. In einem Teil des Gebäudes ist die Einrichtung eines neuen Restaurants vorgesehen.

Eine „geheime“ Treppe führt zu einem schmalen Steg, der entlang des Gleises 14 führt.


Das Hotel im Bunker gibt es nicht mehr, aber zum Ausgleich hat die DB, in Zusammenarbeit mit dem NABU, ein „Taubenhotel“ eingerichtet. Den Tauben wird dort ein Kalkei angeboten, um den Nachwuchs zu begrenzen. Außerdem werden sie angemessen gefüttert, um den Kot zu verbessern. Er wird dicker und die entstehenden Verschmutzungen geringer.

Abschließend ging es in die Katakomben. In diesem Fall in den 1992 geschlossenen Tunnel, der die U-Bahn mit den Fernbahngleisen verband. Eine Wiedereröffnung durch die DB wird abgelehnt. Theoretisch könnte es so zur Entlastung der Wege im Hauptbahnhof kommen. die teilweise chronisch überlastet sind. Wie bereits erwähnt führte dieser Tunnel früher bis an die Bunkertüren.


Wieder das Tageslicht erreichend verabschiedeten wir uns von den beiden Herren, nicht ohne uns für diesen tollen Studientag herzlich zu bedanken!


Unter dieser Kennung lässt sich ein gut gestalteter Plan aufrufen, mit dessen Hilfe man die Besichtigung gut nachvollziehen kann. Die geheimen Kammern findet man jedoch nicht.

(Link nicht mehr nutzbar)


Ein besonderer Dank für den erlebnisreichen Tag geht an Frau Sandra Latussek und Herrn Marlos Wolff vom Verein „Hamburger Unterwelten“ und die Herren Björn Harms und Steffen Fellmuth vom Bahnhofsmanagement Hamburg Hauptbahnhof.

 

Leo Demuth


Blick auf HH Hbf 2009 Foto D. Böhm