Fahrpläne - Kursbücher - Bild- und Buchfahrpläne

Auf den ersten Blick scheint es wenig spannend, tausende Fahrpläne aus fast anderthalb Jahrhunderten zu sammeln. Wer will schon wissen, wann genau welcher Zug in einem bestimmten Jahr fuhr? Natürlich ist jedem ernsthaften Eisenbahnhistoriker die Bedeutung völlig klar, aber stellen Sie sich mal vor, Sie hätten Ihre Frau, mit der Sie bis heute verheiratet sind, 1961 in einem Zug kennengelernt. Hätten Sie nicht auch gern einen Kursbuchauszug aus genau diesem Jahr? Dabei konnten wir selbstverständlich helfen!

Auch für aktuelle verkehrspolitische Fragen ist es oft von Bedeutung, wie sich die Zugfrequenz oder die Fahrzeiten auf einer Strecke im Laufe der Zeit entwickelt haben.

Insgesamt umfasst die Fahrplansammlung rund 90 Regalmeter. Für Deutschland sind einige einzelne Fahrpläne aus dem 19. Jahrhundert vorhanden. Den Schwerpunkt bildet das 20. Jahrhundert, wobei ab 1927 nahezu jede Fahrplanperiode dokumentiert ist.

Eine umfangreiche Sammlung von überwiegend aus Norddeutschland stammenden Buch- und Bildfahrplänen vervollständigt den Bestand.
Auch Nahverkehrsfahrpläne aus vielen deutschen Städten sind vorhanden, so zum Beispiel alle HVV-Fahrpläne oder nahezu alle Lübecker Straßenbahnfahrpläne der 30er Jahre.

Kursbücher und Fahrpläne aus anderen europäischen wie überseeischen Ländern werden selbstverständlich ebenso archiviert. Die Sammlung unterliegt keinen geografischen Beschränkungen.


Bildfahrplan der Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahn von 1882

Dieser Bildfahrplan ist höchstwahrscheinlich eine Art früher Taschenfahrplan für Bahnbedienstete. Er ist in eine Ledermappe eingebunden und auf Leinen aufgezogen, sodass häufige Benutzung möglich war. Enthalten sind alle wichtigen Verbindungen innerhalb Oldenburgs, sowie die Anschlüsse an überregionale Schnellzüge.

Die Angabe „Oldenburger Zeit“ verdient einen kleinen Exkurs. Eine einheitliche Zeit für das Deutsche Reich wurde erst mit dem „Zeitgesetz“ im Jahre 1893 eingeführt. Bis dahin galten in den Ländern unterschiedliche Zeiten, die sich meist am Längengrad der Landeshauptstadt orientierten. So lagen zwischen der Preußischen Zeit und der Bayerischen Zeit 7 Minuten Unterschied. Für ein deutsches Eisenbahnsystem war das mehr als hinderlich. Nachdem zum Beispiel Preußen für die kleineren angrenzenden Länder in den 1880er Jahren die Berliner Zeit im Eisenbahnwesen durchgesetzt hatte, schlossen sich 1890 alle im Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen organisierten Bahnen der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) an. Damit legten die Eisenbahnen den Grundstein für das anfangs erwähnte Zeitgesetz. Die Eisenbahn als Vorreiter der Vereinheitlichung sollte in späteren Jahren unter anderem auch die heute noch gebräuchliche Deutsche Industrie-Norm (DIN) hervorbringen.